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Alleine Reisen: Ist es in Indien gefährlich?

Ist das Reisen in Indien, vor allem als allein reisende Frau, gefährlich? Sicherlich gibt es keine pauschale Antwort. Der Artikel bezieht sich vor allem auf meine persönliche Erfahrung meiner Indienreise im Jahr 2018, gibt aber auch ein paar allgemeine Fakten. Ich war 2 Monate alleine im Land unterwegs. Mit dem Zug (immer in einer einfachen Klasse), zu Fuß (auch durch Mumbai und Dehli) und ständig per Tuk Tuk. Lese hier, wie es mir ergangen ist. Wenn du Fragen hast, lass gerne einen Kommentar da.

 

Es ist wichtig zu beachten, dass Indien ein Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern ist und daher in Bezug auf die Sicherheit große Unterschiede innerhalb des Landes gibt. Wie in jedem Land gibt es auch in Indien Gebiete, in denen die Kriminalitätsrate höher ist als in anderen.

Allerdings gibt es auch viele sehr sichere Gebiete in Indien, insbesondere in den Touristenzentren wie Goa. Wie in jedem Land sollten Touristen jedoch vorsichtig sein und die üblichen Vorsichtsmaßnahmen treffen, um sich selbst zu schützen. Dazu gehört zum Beispiel, die Sachen immer im Auge zu behalten und sich nicht in dunkle oder einsame Gegenden zu begeben.

Es gibt auch bestimmte Gebiete in Indien, die aufgrund von politischen Unruhen oder militärischen Konflikten als unsicherer gelten. Vor der Reise solltest du dich über die aktuelle Sicherheitslage informieren. Die Seite vom Auswärtigen Amt hierzu aktuelle Informationen und Reisehinweise (wenn das Auswärtige Amt aus meiner Sicht immer ziemlich dramatisch klingt, bietet es dennoch einen guten Überblick).

Thought 1

Als Frau alleine nach Indien?

Jeder hat sie schon gehört: Die Horrorgeschichten von Massenvergewaltigungen und extrem respektlosen Männern in Indien. In Indien werden täglich mehr als 100 Vergewaltigungen bei der Polizei angezeigt. In den Jahren von 2007 bis 2016 ist die Zahl um 83 Prozent gestiegen. Solche Fakten darf man nicht schön reden und auch nicht außer acht lassen. Daher habe ich vor meiner ersten Reise alleine nach Indien (und ich bin sehr erprobt im Alleine-Reisen) ein keines, mulmiges Gefühl. 

 

Vielleicht geht es dir gerade ähnlich und du fragst dich insgeheim: Ist es in Indien gefährlich oder wird das medial etwas zu überspitzt? Diese Fragestellung ist normal und gut. Es schafft das Bewusstsein dafür, dass eine gewissen Vorsicht gut und Wachsamkeit angebracht ist. Ich für mich kann es aber schnell auf den Punkt bringen: Ich habe keine wirklich schlechte Erfahrung in Indien gemacht und mich (fast) nie unwohl, unsicher oder gar in Gefahr gefühlt. Es wurde mir nichts gestohlen, ich wurde nicht entführt, belästigt oder gar schlimmeres ist mir auch nicht zugestoßen. Die meisten Übergriffe im Land Frauen gegenüber passieren -leider- den einheimischen Frauen, oft auch im Familienumfeld. Meine persönliche Indienerfahrung war sehr positiv.

 

 

Indien ist laut und stinkt. Indien ist verrückt. Indien nimmt dich ein und haut dich um. Aber Indien ist auch liebenswert, offen, bunt und sehr warmherzig. Sofern du schon ein wenig Erfahrung beim Reisen (auch in Entwicklungsländern) gesammelt hast, sollte deinem Indien Abenteuer, auch alleine als Frau, nichts im Wege stehen!

 

Menschen soweit das Auge reicht. In Indien bist du nie alleine.
Thought 2

 

Ladys first

Generell ist das Frauenrecht in Indien leider weit hinter Europa. Der durchschnittliche indische Mann kann auch schroff und respektlos rüberkommen, vor allem wohl seinen Landsfrauen gegenüber. Daher kommst du in Großstätten wie Mumbai in den Genuss von einigen, wenn auch kleinen, Privilegien für Frauen. In der Metro gibt es zum Beispiel Abteile nur für Frauen. Diese sind gekennzeichnet und in der Nacht auch häufig bewacht. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese viel leerer sind als die normalen Abteile, die meist aus allen Nähten platzen. Auch gibt es häufig  Zum Beispiel an den großen Bahnhöfen. Halte danach Ausschau. Meist geht es hier auch schneller.
Frauenabteile in Zügen sind in Indien üblich

 

 
Thought 3

 

Feste und Versammlungen in Indien 

Es seien einige Worte extra gesagt zu größeren Menschenansammlungen und Festlichkeiten in Indien. Hier ist tatsächlich eine gesunde Vorsicht und Wachsamkeit geboten. Es kann unangenehm zugehen, wenn auch nicht zwingend gefährlich. Ich habe das große Glück, dass das weltbekannte Holi-Fest zeitlich genau in meine Indienreise fällt. Da es schon immer ein Traum für mich war dieses bunte Treiben im Original in Indien zu erleben, suche ich mir für diesen Tag eine „Festliche Hochburg“ dafür aus: Matura. Auch während meines Besuches der Stadt Hampi (die eigentlich sehr touristisch ist) finden gerade große Festlichkeiten statt. Ganz zu schweigen vom Aufenthalt in Varanasi, wo quasi jeden Abend Menschenmassen zusammenkommen und gefüllt immer Menschenmassen zusammen sind. 
 
Sobald es etwas zu feiern gibt und der einzelne sich in der Anonymität der Menge untergehen kann, kommen sie indische Menschen (und vor allem auch die Jugendlichen) etwas forscher daher. Die milde Version der Annäherung tönt mit zwei aufeinander folgenden Worte daher: „Selfie Selfie“. Steig und ständig möchten junge Burschen (aber auch ganze Familien) Fotos mit hell häutigen Touristen machen. Das ist halb so wild, es kann aber auch mal nerven. Wichtig ist es immer selbstbewusst und bestimmend aufzutreten. Für ein Selfie muss man sich nicht in den Armen liegen. Zeige deine Grenzen deutlich auf. 
Auch  hatte ich bei Festlichkeiten die ein oder andere Hand an meinem Hinterteil. Das ist wirklich nicht schön und tatsächlich beklemmend. Eine größere Gefahr stellt es dennoch nicht da. Drehe dich auch hier bestimmend um, weise den „Angreifer“ (häufig sind das Halbstarke) in seine Grenzen. Einmal teile ich meinen Unmut auch mit einem Klaps auf den Hinterkopf. Damit ist die Situation sofort entschärft. Mein Gefühl ist einige Male, dass indische junge Männer mutmaßen, „uns westlichen Ausländer“ macht eine Berührung nichts aus. So interpretieren sie vermutlich freizügige Szenen im Fernsehen. Das zurecht Weisen ist daher unbedingt richtig und wichtig. Meiner Erfahrung nach ziehen sie sich dann zurück. 
"Selfie Selfie"- In Indien möchte sogar die Polizei ein Bild mit dir machen.
Männerdomaine. Auf indischen Festen siehst du häufig viel mehr Männer als Frauen auf den Straßen.
 
Thought 4

Anpassen und angemessen kleiden

Dieser Thought solle eigentlich selbstverständlich sein. Aus meiner persönlichen Reiseerfahrung ist er es aber nicht. Wenn du nicht zu sehr auffallen und dich vor allem selbst schützen willst, verhalte dich angemessen. Eine grundregel ist für mich: Ich passe mich der Kultur und den gesellschaflichen Normen des jeweiligen Landes an. Während du bei einer Reise durch Süd-Ost-Asien oder auch in Lateinamerika mit einer kurzen Short und einem leichten Top nicht wirklich exotisch gekleidet bist, ist das in Indien anders. Die meisten indischen Frauen kleiden sich heute noch sehr traditionell. Saris oder Salwa Kamis (traditionelle indische Frauenbekleidung) siehst du, auch bei jungen Frauen sehr viel. Eine Jeans ist schon ungewöhlich, diese in kurz findest du an einer indischen Frau sehr selten. Wenn du daher vorbeugen willst, dass du (zum Beispiel im Zug) über Stunden von den Blicken eines indischen Mannes fixierst wirst: Kleide dich angemessen. Die Kleidung darf leicht sein, sollte aber die Beide und Schulter bedecken. Ein leichter Schal wirkt auch wunder. Den kannst du dir immer gut umschmeißen. Packe daher viele leichte Blusen und lange Stoffhosen ein. Damit bist du auf die Hitze vorbereitet und entgehst lüsternden Blicken.
 
Thought 5

Sicher unterwegs: Zug, Bahn und Tuk Tuk

Ich bereise Indien hauptsächlich mit dem Zug. Das Streckennetzt ist super ausgebaut. Du kommst eigentlich immer von überall mit dem Zug hin. Ich reise durchgängig in der dritten Klasse mit Platzreservierung. Das ist nicht die tiefste, aber sie ist dennoch rustikal und für mich eben sehr authentisch. Die Türen und Fenster sind offen, es tummeln sich viele viele Menschen in den Abteilen. Wichtig ist, dass du einen Platz reserviert hast. In Schlafzügen rate ich unbedingt die obere Etagen (es sind in der Regel drei). Hier bist du am ehsten „in Ruhe“. Wenn du unten deinen Platz hast, kann es vorkommen, dass in der Nacht jemand versucht sich dazuzulegen. Auch hier gilt: Selbstbewusst sein, in die Schranken weisen!
 
Wähle deinen Platz im Zug weise. Unten wird es sehr voll.
Blick von oben. Ich bevorzuge die "Pritsche" auf Ebene 3.
Zug mit Luft. Die Fenster sind offen.
Tuk Tuk Time! Teile dir eine Fahrt mit Locals. Das spart Geld, schafft mehr Sicherheit und knüpft nette Bekannschaften.
 
Thought 6

Indische Männer (und Menschen) interpretieren 

Ich kann dir versprechen, du wirst, gerade in im Zügen, viele neugierige Blicke kassieren. Dein Gegenüber hat vielleicht noch nie jemand so nah mit blonden Haare gesehen! Oft wird der Blick über Minuten nicht abgewendet. Inder haben ein anderes Scharmgefühl und gehen mit Nähe anders um. Gewöhn dich an die Blicke, sie sind unangenehm, tuen aber nicht weh. Generell haben Inder ein anderes Gefühl für Distanz. Es ist nun mal überall voll (!) mit Menschen. Da geht der körperliche Abstand flöten. Lass dich auf die Menschen ein und versuche ihre Intension zu lesen. Dann darfst du dich auch mal mit einem indischen Mann unterhalten. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Inder, Männer wie Frauen, liebenswert, höflich und einfach nur sehr neugierig. 

Diese Truppe Halbstarker stellt mir in Zug (es ist kuschlig eng) unzählige Fragen. Warum nicht in den Austausch gehen? Ich mag diese Momente sehr.
Thought 7

Ist Indien gefährlich? Mein Fazit!

 

Meine Indienreise allein als Frau verläuft im großen und ganzen sehr friedlich. Die positiven Erfahrungen überwiegen sehr. Die meisten Inder schenken mir ein Lächlen, sind neugierig und hilfbereit. Das ständige „Glotzen“ der Männer nervt, tut aber nicht weh. Auf Festen ist eine grundlegende Vorsicht wichtig, aber in Gefahr habe ich mich nie gefühlt. Meine Meinung: Reise nach Indien, lass dich auf dieses verrückte Flekcchen Erde ein und mache deine eigene Erfahrung!

 

 

 

Weitere Infos zum Thema „Ist Indien gefährlich?“ und Artikel mit Meinungen findest du hier:

Ich bin seit 6 Jahren Freelancer für digitale Projekte und habe 1984 das Licht der Welt erblickt, die ich nun voller Neugierde so viel wie möglich bereise. Nach 3 langen Reisen mit dem Rucksack durch Süd- und Zentralamerika, schlägt mein Abenteuerherz besonders für diesen Teil der Welt. Aber auch andere Ziele wie Israel/Palästina, Vietnam, Sri Lanka, Indien, die Philippinen oder auch Spanien haben es mir angetan #neverstopexploring!

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